Robert Lindner

Zwergwerk

2016 „Zwergwerk“
Skulpturen Park Neumünster
Rückseite der insgesamt acht Mauerelemente aus Beton

Robert Lindners Arbeit „Zwergwerk" entstand 2016 innerhalb eines Gruppenprojektes „Inklusion inklusive" unter der Leitung von Prof. Michael Dörner. Die Präsentation der Werke fand im Skulpturenpark der Gerisch-Stiftung (Neumünster) statt. Die historische Parkanlage mit Jugendstilvilla bietet einen atmosphärischen Hintergrund für vielschichtige Einzelausstellungen in der Villa Wachholtz sowie in der angrenzenden Gerisch-Galerie. Hier stellen und stellten unterschiedliche namhafte Künstlerinnen und Künstler Objekte im Außenraum aus. „Mit unserer künstlerischen Arbeit möchten wir aufzeigen, dass die Kunst nicht in einer parallelen Gesellschaft existiert. Mit Hilfe von Irritation und Intervention lenken wir die Wahrnehmung darauf, dass die zeitgenössische Kunst schon im Alltag existiert. So beziehen wir uns in unserer Arbeit auch auf Zitate des Alltäglichen. Kunst für alle. Künstlerische Inklusion inklusive!" (Zitat der ausstellenden Gruppe der HKS auf der Homepage der Gerisch-Stiftung). Bei diesem Projekt ging es darum, vorhandene Grenzen innerhalb der Gesellschaft wahrzunehmen und Impulse zum Thema Inklusion in unserer Gesellschaft mit künstlerischen Mitteln zum Ausdruck zu bringen.

Bei der Arbeit „Zwergwerk" spielt Robert Lindner einerseits mit dem Thema Mauer (Grenzen setzen, Bereiche schützen) und einer Metapher für die kleinbürgerliche „heile Welt" in der Figur des Gartenzwergs, der im Nachkriegsdeutschland der Wirtschaftswunderzeit die Schrebergärten der Arbeiter schmückte. Die Schrebergärten dienten als befriedender Ausgleich für beengte Wohnverhältnisse der Arbeiter. Indem Robert Lindner die Gartenzwerge jeweils als Relief in Vorder-, Rück- und Innenansicht als Betonmauer, in betongrau inszeniert, bricht er den Kitsch-Aspekt des harmlosen, „niedlichen" Gartenzwerges und betont symbolisch das „Einmauern" und sich Abkapseln in einer „Parzelle", das in Schrebergartensiedlungen mit den dort herrschenden, vielfachen Regeln, Satzungen und Statuten, die meist in sich geschlossene Sub- und Soziokultur abschottet. Die Schrebergartensiedlung kann hier sinngemäß als Metapher einer sich abkapselnden Gesellschaft verstanden werden. Der Zwerg selbst kommt aus der griechischen Mythologie und aus den germanischen Sagen.

2016 „Zwergwerk“
Skulpturen Park Neumünster,
Vorderseite der insgesamt acht Mauerelemente aus Beton

Später wurde er mit der phrygischen Mütze versehen (heute die rote Zifpelmütze). Nach der Vorstellung der Griechen, sollten sich die Fähigkeiten des Tieres, dessen Fell bei Gestaltung der Zipfelmütze verwendet wurde, auf den Träger übertragen. Die Mütze stand für Fruchtbarkeit, Stärke, Jagderfolg, Fülle und Reichtum. Der ursprüngliche Gartenzwerg wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts oft Gärtnern oder mittelalterlichen Bergläuten nachempfunden. Die Gerätschaften, mit denen sie ausgestattet waren wie z.B. Lederschürze, Schaufel, Spitzhacke, die vor allem für Fleiß, Arbeitsamkeit, fruchtbare Ernte stehen, waren ein wesentlicher Bestandteil der Figuren.

Der Zwerg wurde als Schutzpatron in den Garten gestellt, in dem Glauben, das er z.B. Einfluss auf den Ernteerfolg habe. Im Nachkriegsdeutschland wurde der Gartenzwerg zunehmend zum Symbol für die friedliche „heile Welt" und die Sicherheit im eigenen kleinen Kosmos, der unbeeinträchtigt von den Konflikten der Gesellschaft schien.

Robert Lindner, Sabine Klenke

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